Nahaufnahme einer Hand in OP-Handschuhen, die mit einer Pinzette eine Augenlinse hält, vor blauem Hintergrund.

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Künstliche Linse: Wann ist ein Austausch nötig?

Die Implantation einer künstlichen Linse ist heute eine sichere und erfolgreiche Methode, um das Sehvermögen bei Grauem Star, starker Fehlsichtigkeit oder Alterssichtigkeit zu verbessern. 

Millionen Menschen vertrauen weltweit auf moderne Intraokularlinsen (IOL), um ohne Kontaktlinsen, Lesebrille oder Gleitsichtbrille wieder klar sehen zu können. Doch auch wenn die Kunstlinse in der Regel ein Leben lang im Auge verbleibt, kann es in seltenen Fällen nötig sein, sie auszutauschen.

Was die Gründe für einen Linsenaustausch sind, wie der Ablauf aussieht, welche Risiken bestehen und wann ein Austausch wirklich notwendig ist, erklären PD Dr. med. Tim Schultz und PD Dr. med. Johannes Gonnermann, Fachärzte für Augenheilkunde. 

So erhalten Betroffene eine verlässliche Entscheidungshilfe – und eine fachlich fundierte Antwort auf die Frage: Wann braucht es wirklich eine neue Linse – also einen Austausch?

Künstliche Linse im Auge – was bedeutet das überhaupt?

Die natürliche Augenlinse sorgt für scharfes Sehen in der Nähe, Zwischenbereich und Ferne. Mit zunehmendem Alter verändert sich ihre Elastizität und Klarheit: Ab etwa 45 Jahren entwickelt sich die Alterssichtigkeit (Presbyopie), bei der das Lesen ohne Brille schwerfällt. 

Später kann es zur Trübung der natürlichen Linse kommen, dem Grauen Star (Katarakt). Hier ist die Kataraktoperation die einzige effektive Behandlung.

Bei diesem bewährten Eingriff entfernt der Operateur die getrübte natürliche Linse und setzt eine künstliche Linse (Intraokularlinse) ein. Neben der Standard-Monofokallinse, die für einen festen Brennpunkt sorgt, gibt es auch Multifokallinsen, Trifokallinsen, EDOF-Linsen oder torische Linsen, die mehrere Brennpunkte abdecken oder eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) korrigieren. 

Manche Patienten entscheiden sich auch ohne Grauen Star für einen refraktiven Linsenaustausch, um eine hohe Fehlsichtigkeit, starke Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit zu beheben und auf Sehhilfen zu verzichten.

Gründe für einen Austausch der Kunstlinse

Grundsätzlich sind moderne Intraokularlinsen so konzipiert, dass sie dauerhaft im Auge bleiben können. Dennoch gibt es medizinische Gründe, bei denen ein Austausch sinnvoll ist. 

Laut PD Dr. med. Johannes Gonnermann ist ein Linsentausch „immer eine individuelle Entscheidung, die auf einer exakten Diagnose basiert“.

Nach einer Operation des Grauen Stars oder einer Linsenimplantation können verschiedene Ursachen zu Komplikationen führen, die sich nicht mit Augentropfen oder einer Laserbehandlung beheben lassen. Dazu zählen:

  • Restfehlsichtigkeit: Trotz präziser Voruntersuchung kann es vorkommen, dass eine leichte Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder ein Astigmatismus zurückbleibt, der die Sehkraft beeinträchtigt und mit Brille oder Kontaktlinsen nicht zufriedenstellend korrigiert werden kann.
  • Verlagerung der Kunstlinse: Die Kunstlinse kann sich innerhalb der Linsenkapsel verschieben (Dislokation), was zu Doppelbildern oder verzerrtem Sehen führt.
  • Trübung der Linse: In sehr seltenen Fällen kann sich die eingesetzte Kunstlinse selbst eintrüben.
  • Blendung und Halos: Manche Patienten reagieren empfindlich auf Kunstlinsen (u.a. Multifokallinsen oder Trifokallinsen). Vor allem nachts beim Autofahren können störende Lichtkreise auftreten.

Wichtig ist die Abgrenzung zum Nachstar: Diese häufige Komplikation nach der Behandlung des Grauen Stars entsteht, wenn sich die Linsenkapsel hinter der Kunstlinse eintrübt. 

Dies wird nicht mit einem Linsentausch behandelt, sondern mit einer schmerzfreien Laserbehandlung (YAG-Laser), die die Sehschärfe meist schnell wiederherstellt.

Ablauf eines Austauschs – was erwartet den Patienten?

Wird ein Linsenaustausch notwendig, ist eine sorgfältige Vorbereitung entscheidend. Laut PD Dr. med. Tim Schultz ist der Wechsel „technisch anspruchsvoller als die erste Implantation, da bereits Gewebe entfernt wurde und Strukturen wie die Linsenkapsel oder Netzhaut besonders geschont werden müssen.“

Gründliche Voruntersuchung

Vor dem Eingriff führt der Augenarzt eine umfassende Voruntersuchung durch. Dabei werden mit hochauflösender Bildgebung und präziser Vermessung ermittelt:

  • Zustand der vorhandenen Augenlinse und Kunstlinse
  • Stabilität der Linsenkapsel
  • Dicke und Beschaffenheit der Hornhaut (wichtig bei Hornhautverkrümmung)
  • Sehfunktion der Netzhaut
  • Restliche Fehlsichtigkeit oder neue Sehschwäche

Nur so lässt sich der passende Linsentyp auswählen – ob Monofokallinsen, Multifokallinsen, torische Linsen oder ein spezielles Linsenimplantat.

Person bei augenärztlicher Untersuchung an einer Spaltlampe im Augenarztzentrum.

Der Eingriff selbst

Der eigentliche Austausch erfolgt in einem mikrochirurgischen Verfahren unter örtlicher Betäubung mit Augentropfen. Die alte Kunstlinse wird schonend entfernt und eine neue IOL passgenau eingesetzt. Moderne Techniken ermöglichen einen Zugang über winzige Schnitte, die sich meist selbst verschließen.

Direkt nach der OP ist die Sehkraft noch schwankend, besonders in den ersten Tagen. Regelmäßige Kontrollen, eine konsequente Nachsorge und der Einsatz von entzündungshemmenden Augentropfen unterstützen die Heilung. 

Für Menschen, die beruflich oder privat auf bestmögliches Sehen angewiesen sind, wie etwa beim Autofahren oder sportlichen Aktivitäten, ist eine fachgerechte Planung entscheidend.

Wie häufig ist ein Austausch der künstlichen Linse?

Die gute Nachricht: Ein geplanter Linsenaustausch ist heute sehr selten. Moderne Intraokularlinsen sind langlebig, da sie nicht altern oder verschleißen. 

Laut Erfahrungswerten von PD Dr. med. Johannes Gonnermann liegt die Notwendigkeit für einen Wechsel „im Promillebereich, wenn die OP gut geplant war und der Patient die Nachsorge ernst nimmt“.

Gründe, die das Risiko erhöhen können, sind andere Augenerkrankungen wie eine Makuladegeneration, Verletzungen der Linsenkapsel oder unerwartete Veränderungen an der Netzhaut. Regelmäßige Kontrolltermine beim Augenarzt sichern die langfristige Sehfähigkeit.

Wann sollte man sich beraten lassen?

Nicht jedes Unbehagen oder Sehverlust nach einer Kataraktoperation deutet sofort auf einen notwendigen Austausch hin. Oft lassen sich Rest-Dioptrien durch eine Augenlaserbehandlung, spezielle Kontaktlinsen oder eine Brille ausgleichen.

Ein Gespräch mit dem Facharzt ist immer ratsam, wenn:

  • Die Sehschärfe plötzlich nachlässt
  • Starke Halos oder Blendungen die Lebensqualität beeinträchtigen
  • Doppelbilder auftreten
  • Das Autofahren bei Nacht kaum noch möglich ist
  • Eine bestehende Hornhautverkrümmung oder Fehlsichtigkeit wieder zunimmt

„Bei anhaltenden Beschwerden sollte man sich nicht scheuen, auch eine Zweitmeinung einzuholen. Jeder Fall ist individuell – gerade bei Premium- oder Multifokallinsen gibt es oft mehrere Lösungen.“

Fazit – rechtzeitig handeln, gut sehen

Ob nach einer Behandlung des Grauen Stars, einem refraktiven Linsenaustausch oder bei hoher Fehlsichtigkeit, moderne Kunstlinsen ermöglichen Menschen in vielen Fällen ein scharfes, brillenfreies Sehen. 

Komplikationen wie eine Trübung, eine falsche Linsenposition oder anhaltende Blendungen sind selten, aber behandelbar.

Regelmäßige Vorsorge bei einem erfahrenen Augenarzt, der gezielte Einsatz von Augentropfen und eine individuelle Auswahl des passenden Linsentyps sichern langfristig die bestmögliche Sehschärfe, auch im Alter.

Kontaktieren Sie uns

Ob Katarakt, Hornhautverkrümmung, Premiumlinsen, ICL oder linsenbasierte Sehkorrektur: Die Spezialisten PD Dr. med. Tim Schultz und PD Dr. med. Johannes Gonnermann stehen Ihnen mit langjähriger Erfahrung in der Augenheilkunde zur Seite. Vereinbaren Sie gern einen Termin für eine umfassende Voruntersuchung, um Ihre Möglichkeiten individuell abzuklären.

FAQ zum Austausch von künstlichen Linsen

Eine moderne künstliche Linse ist für ein Leben lang im Auge gedacht. Sie kann nicht altern oder verschleißen wie die natürliche Linse. Ein Austausch ist nur nötig, wenn Komplikationen wie eine Trübung, eine Verlagerung oder starke Blendungen auftreten. Wer regelmäßig seinen Augenarzt aufsucht, stellt sicher, dass die Sehkraft langfristig stabil bleibt.

Ein geplanter Linsenaustausch ist dank örtlicher Betäubung mit Augentropfen in der Regel schmerzfrei. Direkt nach dem Eingriff kann das Auge etwas gereizt sein oder die Sehschärfe noch schwanken. Mit guter Nachsorge, Schonung und den richtigen Tropfen heilt das Auge meist schnell ab.

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Standard-Kataraktoperation mit einer Basis-Monofokallinse, wenn der Graue Star diagnostiziert ist. Premiumlinsen wie Multifokallinsen, torische Linsen oder Trifokallinsen sind oft mit Eigenkosten verbunden. Ein geplanter Linsenaustausch, der nicht zwingend medizinisch notwendig ist, muss meist selbst bezahlt werden.

Manchmal lässt sich eine Restfehlsichtigkeit auch mit einer Augenlaser-Behandlung, speziellen Kontaktlinsen oder einer neuen Brille korrigieren. Ein Nachstar wird nicht mit einer neuen Linse behandelt, sondern mit einer schnellen Laserbehandlung. Ob ein Linsenaustausch wirklich nötig ist, sollte immer mit einem erfahrenen Augenarzt besprochen werden.

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