Altersweitsichtigkeit, auch Presbyopie genannt, ist eine altersbedingte Sehstörung, tritt also mit zunehmendem Alter vermehrt auf. Sie entsteht, weil die Augenlinse ihre Elastizität verliert und sich nicht mehr ausreichend verformen kann, um nahe Objekte scharf zu sehen. Betroffene bemerken dabei unter anderem, dass sie Schwierigkeiten beim Lesen haben oder Preisschilder in der Nähe nur noch schwer entziffern können – und greifen zur Lesebrille.
In diesem Beitrag sehen wir uns an, was eine Presbyopie für Betroffene bedeutet, welche Ursachen konkret dahinterstecken, und wie man die Altersweitsichtigkeit behandeln kann.
Was ist Altersweitsichtigkeit bzw. Presbyopie?
Presbyopie (auch Alterssichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit; ICD-Code H52.4)1 ist eine erworbene Fehlsichtigkeit, die durch die nachlassende Akkommodationsfähigkeit der Augenlinse verursacht wird. Während die Linse in jungen Jahren flexibel ist und sich problemlos verformen kann, um zwischen Nahsicht und Fernsicht zu wechseln, nimmt diese Fähigkeit des Auges mit zunehmendem Alter ab. Dadurch wird es schwieriger, Objekte im Nahbereich scharf zu sehen.
Die Brechkraft des Auges kann jedoch verbessert werden. Sehhilfen wie eine Lesebrille oder eine Gleitsichtbrille sind typische Lösungen, um wieder eine klare Sicht in unterschiedlichen Entfernungen zu ermöglichen.
Alternativ bieten multifokale Kontaktlinsen eine Option für Menschen, die keine Brille tragen möchten. Und schließlich gibt es auch noch unterschiedliche Methoden aus dem Bereich der refraktiven Chirurgie, mit denen eine Altersweitsichtigkeit dauerhaft behandelt werden kann.
Alterssichtigkeit vs. Weitsichtigkeit – die Unterschiede
Viele Menschen verwechseln Presbyopie mit Hyperopie (Weitsichtigkeit), da beide Fehlsichtigkeiten das Sehen im Nahbereich beeinträchtigen. Der Unterschied liegt jedoch in der jeweiligen Ursache: Während Hyperopie meist genetisch bedingt und auf einen zu kurzen Augapfel oder eine zu geringe Brechkraft des Auges zurückzuführen ist, entsteht Altersweitsichtigkeit durch den natürlichen Alterungsprozess der Augenlinse.
„Bei den meisten Menschen verschlechtert sich ab Mitte 40 die Fähigkeit, im Nahbereich gut zu sehen: Sie werden alterssichtig. Dieser Prozess lässt sich weder aufhalten noch rückgängig machen.“
– gesund.bund.de1
Bei Altersweitsichtigkeit ist das Problem nicht die Länge des Augapfels, sondern die abnehmende Elastizität der Linse. Hinzu kommen noch Veränderungen der Ziliarmuskulatur, die für die Biegung der Augenlinse verantwortlich sind und im Alter ebenfalls schwächer wird.
Während sich Hyperopie oft schon in jungen Jahren bemerkbar macht, tritt Presbyopie also erst im mittleren Alter auf. Beide Fehlsichtigkeiten können aber mit Brillengläsern, Kontaktlinsen oder operativ korrigiert werden.
Ursachen der Altersweitsichtigkeit
Die Hauptursache der Altersweitsichtigkeit ist der fortschreitende Alterungsprozess der Augenlinse. Mit den Jahren verliert sie ihre Elastizität, wodurch ihre Fähigkeit zur Akkommodation (das Scharfstellen in verschiedenen Entfernungen) eingeschränkt wird. Dies bedeutet, dass sich das Auge nicht mehr mühelos zwischen verschiedenen Sehbereichen anpassen kann, insbesondere beim Blick auf nahe Objekte.
Auch der Ziliarmuskel, der die Form der Linse reguliert, verliert im Laufe des Lebens an Spannkraft. Dadurch wird die Linse zunehmend starrer und kann sich nicht mehr optimal verformen.
Wie gesagt: Die nachlassende Sehkraft macht sich vor allem im Nahbereich bemerkbar, während die Fernsicht weitgehend erhalten bleibt.
Symptome – wie äußert sich Presbyopie?
Die ersten Anzeichen der Presbyopie treten meist schleichend auf. Betroffene bemerken, dass sie Preisschilder oder Texte auf dem Smartphone weiter weg halten müssen, um sie klar erkennen zu können. Auch das Lesen bei schlechten Lichtverhältnissen fällt zunehmend schwerer.
Neben unscharfer Nahsicht treten häufig Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen oder eine schnelle Ermüdung der Augen auf. Der ständige Versuch, ein scharfes Bild zu erzeugen, führt oft zu Sehproblemen und einer verminderten Sehschärfe.
Verlauf der Altersweitsichtigkeit
Presbyopie ist ein schleichender Prozess, der bereits lange vor den ersten wahrnehmbaren Symptomen beginnt. Die Elastizität der Augenlinse nimmt kontinuierlich ab, doch meist wird dies erst zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr spürbar. In diesem Zeitraum fällt es den meisten Menschen erstmals schwerer, in der Nähe scharf zu sehen, insbesondere beim Lesen oder Arbeiten am Bildschirm. Der gewohnte Leseabstand (bei Erwachsenen in der Regel etwa 35 cm)1 reicht nicht mehr aus, sodass Betroffene Bücher oder Smartphones weiter von den Augen weghalten müssen, um ein scharfes Bild zu erhalten.
Die Stärke der Altersweitsichtigkeit nimmt in den darauffolgenden Jahren stetig zu. Durchschnittlich verschlechtert sich die Nahsicht von da an um etwa +0,75 dpt alle 5 Jahre. Anfangs kann der Prozess durch vermehrte Anstrengung des Ziliarmuskels kompensiert werden, doch mit der Zeit reicht dies nicht mehr aus. In der Regel stabilisiert sich die Presbyopie zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr, wenn die Linse vollständig verhärtet ist und keine Akkommodation mehr möglich ist.2
Diagnose der Alterssichtigkeit
Die Diagnose der Altersweitsichtigkeit erfolgt durch einen Sehtest beim Augenarzt. Dabei wird die Sehschärfe in unterschiedlichen Entfernungen überprüft und der Dioptrien-Wert (dpt) bestimmt.
Ein frühzeitiger Sehtest hilft, die richtige Sehhilfe auszuwählen und auch mögliche Begleiterkrankungen wie Grauer Star zu erkennen. Regelmäßige Sehtests sind außerdem wichtig, da sich die Sehfähigkeit mit zunehmendem Alter weiter verändern kann. Eine rechtzeitige Anpassung der Sehhilfe stellt sicher, dass das scharfe Sehen in allen Bereichen erhalten bleibt.
Altersweitsichtigkeit in Kombination mit anderen Sehschwächen
Presbyopie tritt oft gemeinsam mit anderen Sehschwächen auf, wodurch eine kombinierte Korrektur erforderlich wird – hier ein grober Überblick über mögliche Kombinationen.
Presbyopie und Kurzsichtigkeit (Myopie)
Kurzsichtige Menschen, die bislang in der Nähe scharf gesehen haben, bemerken oft, dass sie ihre Brille beim Lesen absetzen müssen. In diesen Fällen kann eine Bifokalbrille oder eine Gleitsichtbrille helfen, sowohl in der Nähe als auch im Fernbereich ein scharfes Bild zu ermöglichen.
Presbyopie und Weitsichtigkeit (Hyperopie)
Weitsichtige Personen erleben die Auswirkungen der Presbyopie oft stärker, da ihre Nahsicht bereits vorher eingeschränkt war. Trifokallinsen (Multifokallinsen) können helfen, um eine durchgängige Sehschärfe in unterschiedlichen Entfernungen zu gewährleisten.
Presbyopie und Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Wenn zusätzlich eine Hornhautverkrümmung besteht, sind spezielle Brillengläser oder Kontaktlinsen notwendig, um eine optimale Sehkraft zu erzielen. Hier kommen oft torische Multifokallinsen oder individuell angepasste Brillen zum Einsatz, um neben der Alterssichtigkeit auch den Astigmatismus zu korrigieren.
Presbyopie und Grauer Star
Mit zunehmendem Alter kann zusätzlich zum Sehverlust durch Presbyopie eine Linsentrübung (Grauer Star) auftreten. In diesen Fällen kann ein Linsenaustausch mit einer Kunstlinse eine langfristige Lösung sein, denn der Graue Star lässt sich weder medikamentös noch mit Sehhilfen ausgleichen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Alterssichtigkeit
Heute kennt die Augenheilkunde zahlreiche Methoden, um Presbyopie und etwaige begleitende Sehfehler effektiv zu korrigieren. Einige Möglichkeiten haben wir bereits angesprochen – hier noch einmal ein Überblick.
Lesebrillen – die klassische Lösung
Lesebrillen mit Plusgläsern sind eine einfache und effektive Möglichkeit, die Nahsicht zu verbessern. Sie werden oft nur bei Bedarf genutzt und sind besonders für Menschen geeignet, die keine dauerhafte Sehhilfe tragen möchten.
Gleitsichtbrillen, Bifokalbrillen und Trifokallinsen
Gleitsichtbrillen bieten eine schrittweise Anpassung zwischen Nah-, Mittel- und Fernbereich. Bifokalbrillen und Trifokallinsen ermöglichen eine scharfe Sicht in mehreren Sehbereichen und sind eine komfortable Alternative zur Lesebrille.
Kontaktlinsen für Presbyopie
Multifokale Kontaktlinsen bieten eine flexible Lösung für Menschen, die keine Brille tragen möchten. Sie sind in verschiedenen Varianten erhältlich und ermöglichen ein scharfes Sehen in allen Entfernungen.
Operative Korrektur – Augenlasern und Linsenimplantate
Eine Laserbehandlung kann das dominante Auge für die Fernsicht und das andere für die Nähe optimieren (Monovision-LASIK). Zudem kann ein refraktiver Linsenaustausch durch Multifokallinsen eine dauerhafte Lösung bieten.
Altersweitsichtigkeit operativ korrigieren im AugenCentrum Am Rothenbaum
Im AugenCentrum Am Rothenbaum sind wir spezialisiert auf die operative Korrektur von Altersweitsichtigkeit, bei der wir auf den Einsatz hochwertiger Multifokallinsen vertrauen. Bei der Behandlung von Presbyopie entfernen wir die körpereigene, starre Augenlinse und ersetzen sie durch ein Kunststoffimplantat, mit dem zudem auch weitere Sehfehler ausgeglichen werden können – beispielsweise eine Kurzsichtigkeit oder ein Astigmatismus.
Ein großer Vorteil im refraktiven Linsentausch besteht darin, dass gleichzeitig dem Grauen Star entgegengewirkt wird. Dieser ist ebenfalls altersbedingt, betrifft einen Großteil der Bevölkerung im Laufe des Lebens und wird ausgelöst durch eine zunehmende Trübung der natürlichen Augenlinse. Indem diese durch ein Implantat ersetzt wird, muss man sich auch zum Katarakt keine Gedanken mehr machen.
FAQs
Presbyopie ist eine altersbedingte Veränderung der Augenlinse, während Weitsichtigkeit meist genetische Ursachen hat und durch einen zu kurzen Augapfel hervorgerufen wird.
Bislang kennt die Augenheilkunde keine wirkungsvolle Methode, um der Presbyopie signifikant vorzubeugen.
Lesebrillen, Bifokalbrillen, Gleitsichtbrillen oder multifokale Kontaktlinsen sind gängige Lösungen zur Korrektur von Alterssichtigkeit.
Ja, durch Augenlasern oder einen Linsentausch durch Kunstlinsen (Multifokallinsen) kann man Presbyopie operativ korrigieren.
1gesund.bund.de: Alterssichtigkeit (Presbyopie). https://gesund.bund.de/alterssichtigkeit-presbyopie. (online am 24.02.2025)
2Apotheken.de: Alterssichtigkeit. https://www.apotheken.de/krankheiten/4141-alterssichtigkeit. (online am 24.02.2025)